Projekte

Fotodokumentationen


Caroline Rusch; Frank Mardaus (Fotos).
Chemnitz-Ebersdorf. oder Ein Moment im Reichsbahnbad. Inhalt: MancheWorte haben wir so oft gehört, dass sie sich auf der Netzhaut verdichtet haben zu einem Bild, zu einer Schwarzweiß-Fotografie, naß und frisch aus der Dunkelkammer, obwohl es davon keine Aufnahme gibt. Es ist das Abbild einesdunkelhaarigen Jungen in Badehosen, ganze siebzehn Jahre alt, der zielstrebig auf ein blondes, kräftiges Mädchenzugeht.

Caroline Rusch; Frank Mardaus (Fotos).
Maja oder eine estnische Zeitreise. Inhalt: Wir haben eine kleine Zeitreisegemacht. Buchen freilich war nicht möglich, sondern durch puren Zufall hat es sich so ergeben. Die Quartiersuche auf derInsel Saaremaa, wo seinerzeit die Pershing 20-Raketen lagerten, bot Gelegenheit, in estnisches Leben während desSowjetregimes, sozusagen in jene ungeliebte kollektive Erinnerung spähen zu dürfen.

Caroline Rusch; Frank Mardaus (Fotos).
Ich habe drei Namen. Bilder des Wandels in Riga. Inhalt: Als dieSowjets 1941 in Lettland einmarschierten, begann die Baltendeutsche Waltraud Scheibe Kunst zu studieren. Die bildendeKunst, oft von den Funktionären nicht recht ernst genommen, schien mitunter ein gangbarer Weg, der allgegenwärtigenPartei zu entfliehen, wie es auch im Rigaer Okkupationsmuseum am Ratslaukums heißt.

Caroline Rusch; Frank Mardaus (Fotos).
Fotografie in Riga. Inhalt: ,,Fotografie und Lettland sind international zumBegriff geworden – sichtbar nicht allein daran, dass deutsche Fotografie in Riga gezeigtwird“, so die Kuratorin desLettischen Nationalmuseums anlässlich der Eröffnungder Inta Ruka / Egons Spzris-Ausstellung am 15. August. Damitwar nicht nur die Ausstellung der 20 Stipendiaten der Bohlen-Halbach-Stiftung in der Kunsthalle Arsenals gemeint,darunter Werke von Demand, Gurski, Paul und Anna Blume.

Caroline Rusch; Frank Mardaus (Fotos).
Die Zeit dazwischen – heimkommen
. Inhalt: Gut. Sie waren also aufReisen, was schließlich meint: fort von zu Hause. Konnten Sie es auch kaum mehr erwarten, wieder heimzukommen? Wirwissen zufällig ganz genau, dass Sie sich vor Langeweile zu Wasser und zu Lande kopfüber in zahllosen all-inclusivedrinks zu ertränken versuchten und aus schierer Verzweiflung mit dem Knaben am Hühnergrill flirteten, bloß um nichtins zu früh ins Hotelzimmer zu kommen.

Caroline Rusch; Frank Mardaus (Fotos).
Gedächtnis und Anamnese. Vor dem Wiederaufbau der Brücke zu Mostar.

Inhalt: Es ist ja nicht so, daß es keine beredten Zeugen dafür gäbe, auch sechs Jahre nach Kriegsende nicht. Da sind dieEinschusslöcher in den Fassaden, der abgeplatzte Putz und die Granatentrichter im Asphalt. Artilleriegeschosse habendie Häuser bis auf die Knochen entblößt. Wie weit offene, geschundene Münder die Löcher der Fenster.


Caroline Rusch; Frank Mardaus (Fotos).
I mi imamo snove. Auf bosnisch: Wir haben Träume
. Inhalt: Sandrawird mal Kinderärztin, verkündet sie auf englisch. Alen und Goran? Fußballtrainer, klar. Daniela will Jura studieren unddie schüchtern Danka möchte schreiben. Models oder Popstars, die bei uns hoch im Kurs stehen, braucht man in ihremLand nicht so dringend. Sie alle besuchen in Mostar, das in der bosnisch-kroatischen Föderation liegt, im kroatischenStadtteil Centar 2 die Peter-Bakula Schule.

Caroline Rusch; Frank Mardaus (Fotos).
Vom kleinen Jerusalem zur islamischen Fakultät. Sarajevos kulturelleVielfalt.

Inhalt: Und dann waren da noch die slowenische Wahrsagerin Mascha, die uns in ihren Garten unterhalb desjüdischen Friedhofs einlud und uns nur Gutes aus dem Kaffeesatz las. Der serbisch-orthodoxe Gottesdienst am Tage des
heiligen Wassili, bei dem die ausführenden Popen, Vorsänger und Meßdiener und die Anzahl der Gläubigen sich dieWaage hielten.

Caroline Rusch; Frank Mardaus (Fotos).
Mit dem Roman zur Brücke über die Drina nach Višegrad.

Ivo Andricerhielt den Literaturnobelpreis für seine historischen und psychologischen Erzählungen des Lebens in Bosnien. Inhalt:Andric wird, so stellt sich allmählich heraus, von den Muslims in dem Maßen geächtet, wie er von den innationalistischen Serben vereinnahmt wird. Andric habe das unter den türkischen Besatzern leidende Volk und dessenslawische Essenz in deutlicher Absetzung zur mohamedanischen Fremdherrschaft zu behaupten versucht.

Caroline Rusch; Frank Mardaus (Fotos).
Berge, Flüsse und Kellner. Von Dubrovnik nach Višegrad.

Inhalt: „Finsterund gefährlich“ wird diese Republik gerne genannt und seit den jüngsten Ausschreitungen im Mai in Banja Luka undTrebinje besorgt vom Besuch abgeraten. Diese Epitheta erinnern vor allem an die serbische Aggression während desKrieges. Und sie prophezeien zugleich, dass Srpska wohl noch länger ein Staatsgebilde bleibt, die man ohne zwingendenAnlaß nicht aufsucht.

Caroline Rusch; Frank Mardaus (Fotos).
Rimini in Osteuropa. Sovata – Ferien in Siebenbürgen.

Inhalt: Noch einmalschwimmen, treiben lassen im salzhaltigen Bärensee, dessen laues Wasser gut tut und im Karpatenwinter phantastischsein muß! Ein reicher Holländer hat kurz hinter Sovata ein Hotel gebaut, einen wahren Palast, wenn man demglücklichen Herrn Gabor glauben darf.

Caroline Rusch; Frank Mardaus (Fotos).
Silvester kann sehr kalt sein. Zu Gast in Ceausescus Kolloseum? Inhalt:
Repräsentationsbau der Welt erwartet dringend Besuch. Denn der Unterhalt kostet im Monat eine Million Dollar, und:„Das Geld muß rein.“

Caroline Rusch; Frank Mardaus (Fotos).
Keine Hektik, deine Zeit kommt noch.

Eine Reviewer’s Session beim Fotofest Houston.
Inhalt: Noch ist es in der Stadt tropisch warm und feucht, bevor ein scharfer Wind den Houstoner
Frühling mitsamt seinen Myriaden von Bluebells zur bloßen Kulisse degradiert. Einen Vorgeschmack darauf, dass sichhier Fotografen aus aller Welt versammeln, lieferten die gegen die Skyline von Downtown Houston gehaltenen Kamerasetlicher Passanten. Wie verzerrte Schwammstrukturen spiegeln sich die Fassaden ineinander.

Caroline Rusch; Frank Mardaus (Fotos).
Der lange Marsch der „kaintucks”. Auf dem Natchez TraceParkway.

Inhalt: Die schlammige Glasflasche, gut hundert Jahre alt, hat viel zu erzählen: Von den schmerzhaftenBissen der Feuerameisen, von Pferdefliegen und Mosquitos aus tückischen Sümpfen. Von Märschen in drückender Hitze.Vom Schnarchen der Gefährten, zusammengepfercht im sleepy hollow, dem Matratzenlager des Locust Inn.


Essays

Caroline Rusch:
Das Freiwilligenorchester ist zu laut. Tove Janssons Mumins.

Inhalt: Oft nämlich trifft manauf Mumin und seine Familie – eigentlich kaum merkwürdiger als alle anderen – und ihre seltsamen Freunde, kaumkauziger als die unsrigen. Haben uns nicht besonders Aki Kaurismäkis Filme nicht allein finnische, sondern ganz generellmenschliche Schrulligkeiten aufs Wärmste nahegebracht? Und in der Tat haben auch diese Leutchen eine ebensopoetische wie präzise Typologie der Charaktere zu liefern vermocht.

Caroline Rusch.
»Make love not war« in Rom. Die augusteischen Elegiker.

Inhalt: Herr Goethe fühlt sich inRom den Göttern gleich. Von beinahe epikureischer Gelassenheit, dabei ganz unepikureisch erfüllt von tiefer,ausschließlicher Leidenschaft, die ihm aufs zärtlichste erwidert wird, feiert der Dichterfürst den Triumph derNatürlichkeit und Sinnenfreude, fernab von protestantischer Leibfeindlichkeit. Haben wir uns die Elegien der Römerauch so enthusiastisch vorzustellen? Um es gleich zu sagen: Nein. Das Hauptthema der römischen Liebeselegie, wieschon aus ihrem Beiwort flebilis, tränenreich.

Caroline Rusch.
Trendsetter und Dichter an Neros Hof.
Titus Petronius Arbiter: Der Schelmenroman Satyrica.

Inhalt: Den ersten komischen Roman der Weltliteratur verdanken wir einem Mann am Hofe Neros. Petron galt dort alsoberste Instanz des guten Geschmacks, unverzichtbar für die Launen und Raffinessen des unberechenbaren kaiserlichenWillens – ein Einfluß, der ihm das Leben kosten sollte. Daß Petron nicht nur, was die höfische Kultur, sondern auch wasPoesie und Sprache betrifft, ein vollkommener Ästhet war, zeigt sich in seinem antiken Schelmenroman Satyrica.
Ausstellungen

Caroline Rusch (Konzept); Frank Mardaus (Fotos).
AHB Suite.

Inhalt: Wie arbeitet / wirkt Erinnerung (in der / die schöpferischen Auseinandersetzung)? Kindheit, Aufwachsen,Spannungsfelder. Sie hat einen typischen Rhythmus, sie hat Atem und Gestaltkraft und Tönung, obwohl man ihrausgeliefert ist. Ist sie übersetzbar? Wir müssen ihr geduldig, beharrlich nachspüren, an den dünnen Linien weiterentlanggehen, gibt es Ordnungsprinzipien?, wenn ja, was finden wir vor?, Kenntlich-unkenntlich.

Caroline Rusch (Konzept); Frank Mardaus (Fotos).
Rotgrünblau.

Inhalt: Das visuelle System erzeugt den EindruckFarbe. Licht ist keine Farbe. Farbe ist eine Empfindungsgröße. Die Fotografie eine Lichtschrift. Das poetische narrativeSystem der Fotografie erzeugt den unfassbaren Eindruck der Erinnerung, des einst Empfundenen. Eingeschrieben in unssind Lichtfarben, Körperfarben.

Caroline Rusch (Konzept); Frank Mardaus (Fotos).
All Exclusive.

Inhalt: Gefangen im Pauschalangebot – und weiterin der Bequemlichkeit von Pauschalurteilen. Wo alles umsonst ist außer der Strecke selbst, bleibt die Welt beharrlichdraußen und fremd, die Fenster vergittert, der Tourist im Kokon eines Potemkinschen Dorfs mit heimischer Küche undAbendanimation. Und das wird richtig teuer, denn es geht auf Kosten des Sehens, des Staunens in einer stetsgefahrvollen Freiheit.

Caroline Rusch (Konzept); Frank Mardaus (Fotos).
Warten. Inhalt: Wir gingen von einem Moment zum anderen inErwartung. Die war und bleibt verborgen noch in der kleinsten Beobachtung, läßt sich herausdestillieren aus denFotografien, bleibt fühlbar in Schriften und Notizen. Wir haben Augenblicke gesammelt und für wert befunden,festgehalten zu werden. Wenn wir könnten, würden wir jeden einzelnen festhalten wollen, im Warten, im Sehen undGehen auf dem Weg zusammen durch die Zeit.