Statement Bildende Kunst

Kunst muss die Spaltung zwischen Gegenwart und Geschichte, zwischen sozialem Handeln und persönlicher Mythologie als endgültig und wirksam kennzeichnen. Eine Gewohnheit, die der materialen Kulturtechnik zuzurechnen ist, stellt mir eine Vielzahl technischer Aufzeichnungen vergangener Jahrzehnte zur Verfügung: Dieses als Geschichte zu besichtigende Leben entäußert sich früh schon in dem Akt der Aufnahme und des Sammelns, sicher in dem des Zeigens und spätestens mit der Veröffentlichung dieser Ton- Text- und Bildaufnahmen als Geste der Kunst. Jede dieser Entäußerungshandlungen gerät zwangsläufig zu einer weiteren, endgültigen Verabschiedung von den ursprünglich eigenen, dann gesammelt eigenen – insofern mythologischen – Bestandteilen des zunächst ausschließlich gegenwärtig schaffenden sozialen Wesens, des Subjekts. Im so verstandenen und tatsächlich realisierten Werk mag der Betrachter sich vorkommen als selbst unsichtbarer Revisor eines fremden, ursprünglichen wie gefangenen Lebens in der Mitte eines Benthamschen Panopticons. Es sei indes eine weitere Parallele behauptet, nämlich die Erinnerung an vergessene Fragmente, an der Ähnlichkeit zwischen meinem stummen Blick und der Legende anderer Menschen.

Person: ID-Nr.:PND 131779885. – SWD 7531842-8 / 1969- [Vorlage] Dt. Photograph ¶